Verpasste Chance?

Nach langem Hin und Her wird der Versuch einer Kooperation zwischen der BG Dorsten und dem BSV Wulfen zu den Akten gelegt.

Es ist das prestigeträchtigste Duell in der Regionalliga, welches seit dieser Saison auch die meisten Zuschauer anzieht. Über 900 Zuschauer wollten das Hinspiel zwischen dem BSV Wulfen und der BG Dorsten sehen, im Rückspiel wurde die 1000er Marke geknackt. Diese Zahlen und die Tatsache, dass beide Teams zu den besten in der höchsten Amateurklasse gehören, zeigt wieder einmal ganz deutlich:

Dorsten ist eine Basketballstadt!

Während der bisherigen Saison wurde in beiden Lagern über eine gemeinsame Kooperation nachgedacht. Zwei der besten Teams der 1.Regionalliga zusammen in einer Mannschaft in einer Basketballstadt wie Dorsten. Als Ziel wurde mittelfristig die Pro A formuliert, in Zukunft sogar die 1.Basketball Bundesliga. Anfang des Monats ist die Kooperation geplatzt, es wird kein gemeinsames Dorstener Team geben, welches sich in der Deutschen Profibasketballszene als neuer Fleck entpuppen könnte. Eine verpasste Chance oder angesichts der Rivalität die richtige Entscheidung?

Sicherlich ist die Rivalität zwischen Dorsten und Wulfen nicht zu verkennen. So ist bei den Derbys die Stimmung auf den Höhepunkt, nahezu immer gibt es Schmähgesänge, zwischen den Fans besteht etwas, was durchaus als mehr als eine Rivalität zu bezeichnen ist. So ist vom „Stimmungsgrab Juliushalle“ oder der „BG Holsterhausen“ die Rede. Mein Mitschreiber Mr.Kay formuliert eine mögliche Kooperation so:

„Das ist so, als wenn Iserlohn mit Phoenix Hagen kooperieren würde.“

Zwei Teams also, zwischen denen ein gewisser Hass besteht, ein No-Go für die Fans, aber für den neutralen Zuschauer ein Traum. Nehmen wir einmal die aktuellen Teams der BG und des BSV. Zwei Teams, die nicht nur über je zwei starke Amerikaner verfügen, sondern auch einige gute Deutsche und viele Talente im Kader haben.

Wulfens aktueller Kader

Der BSV wird von den beiden US-Boy Mike Gordon und Ryon Howard geführt. Hier zeigte Trainer Philipp Kappenstein im Sommer wieder ein gutes Händchen, gerade Gordon überzeugte bisher und ist als Point Guard Leader des Teams. 23,6 Punkte (Vierter der Liga) und 4,0 Assists (Fünter) stehen für Gordon auf der Habenseite, Howard kommt auf 19,1 Punkte und 11,6 Rebounds. Viel wichtiger sind jedoch die Deutschen Spieler, den dem Kader eine gute Tiefe geben und in dieser Saison allesamt Leistungssteigerung hinlegten. Lediglich Steffen Hummelt bleibt etwas hinter der Leistung des letztes Jahres zurück, mit Michael Möller und Christoph Bruns verpflichtete man aber zwei Spieler, die Hummelt ersetzen können. Zur Übersicht noch einmal die Wulfener Aufstellung:

PG Mike Gordon
PG/SG Christoph Bruns PG Timo Bilon
SG Steffen Hummelt SG Romeo Bakoa SG René Penders
SF/SG Michael Möller SF Jan Letailleur SF Bastian Naber
PF Ryon Howard PF/C Steffen Diederich PF/C Simon Damm
C Daniel Stagneth C Philipp Lensing

Dorstens aktueller Kader

Bei der BG hängt der Erfolg mehr von den Amerikanern ab als in Wulfen. Überraschend konnte man im Sommer Ligatopscorer Daryl Cohen (aktuell: 26,0 PPG, Liga-Sechster) halten. Unterstützt wird der Shooting Guard von Chris Brown. Der Power Forward spielt momentan in einer unglaublichen Form und stellt zu Kevin Chester ein ganz klares Upgrade da. Nicht zu vergessen ist jedoch auch nicht der Rest der Starting Five. Mit Sebastian Rathjen auf der Eins, Nderim Pelaj auf dem Flügel und Nino Janoschek als Center verfügt Trainer Buschmann über drei Deutsche, die sich auf ihren Positionen durchaus mit allen Spielern der Liga messen können. Die Dorstener Aufstellung im Überblick:

PG Sebastian Rathjen PG Kofi Awlakpui
SG Daryl Cohen SG (Jason Rueter) SG Rouven Chlebna
SG/SF Nderim Pelaj SF Bennet Kemper SF/SG Jonas Kühlborn
PF Chris Brown
PF /C Gerrit Budde PF Philipp Spettmann
C Nino Janoschek C Dennis Neugebauer

Zusammengefügt würde ein möglicher Kader ohne Amerikaner so aussehen:

PG Sebastian Rathjen PG/SG Christoph Bruns PG Kofi Awlakpui
SG Nderim Pelaj SG Romeo Bakoa
SG Jason Rueter
SF Michael Möller SF Jan Letailleur SF Bennett Kemper
PF/C Nino Janoschek PF/C Philipp Lensing PF/C Gerrit Budde
C Daniel Stagneth C Dennis Neugebauer

Voraussetzung für so einen Kader ist natürlich der Verbleib der Spieler bei ihren Vereinen. Aber mit der sinnvollen Integration zweier Amerikaner (oder in der Pro A sogar mehr) und der unglaublichen Kadertiefe wird dieses Team zumindest in der Pro B nur schwer zu schlagen sein. Dies ist nach der geplatzten Kooperation leider nicht mehr möglich, doch aus welchen Gründen kam es überhaupt zu der Wulfener Absage?

Bis zum Ende November soll es zu Gesprächen gekommen sein. „Ich hatte immer das Gefühl, dass wir auf einem vielversprechenden Weg sind“, sagt Bruno Kemper, Vorsitzender der BG. Auch sein Gegenüber Christoph Winck bestätigt: „Die Gespräche haben in einem sehr vertrauensvollen und konstruktiven Klima stattgefunden.“ Auch Sponsoren und Stadt waren mit im Boot. „Fast alle Sponsoren haben spontan ihre Unterstützung zugesichert“, berichtet Kemper. Eine komplette Fusion der beiden Vereine war jedoch kein Thema, lediglich ein Zusammenschluss der ersten Herrenmannschaft.

Die plötzliche Absage kam dann vor allem für die Verantwortlichen der BG Dorsten überraschend. „Ich bin tief enttäuscht“, gibt Kemper zu. „Der Zeitpunkt für diesen Rückzieher ist indiskutabel.“ Christoph Winck begründet die Absage damit: „Das wir die Kooperationsgespräche beendet haben, war Ergebnis eines langsam, aber stetig gärenden Stimmungswandels innerhalb und im Umfeld des Vereins. Wir haben von Anfang an betont, dass die geplante Kooperation nur dann möglich ist, wenn mindestens 90 % des Vereins hinter uns gestanden hätten.“

Es bleiben also viele Fragen und ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Rivalität zwischen Wulfen und Dorsten. Letztendlich ist es für den neutralen Dorstener Basketballfan aber schade, ein gemeinsames Dorstener Basketballteam nicht sehen zu können.

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1 Responses to Verpasste Chance?

  1. Chucker sagt:

    Kult statt Kohle, mehr gibt es dazu nicht zu sagen…..

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